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Expertentipp Nr. 125: Andere Länder, andere Sitten, anderes Verkaufen…

Einkaufserlebnisse im Urlaub

Peter Pokorny

Sommerzeit ist Urlaubszeit ist Reisezeit. Wie jedes Jahr machen sich Millionen von Menschen auf um ihr Traumurlaubsziel zu besuchen oder zumindest um irgendwo ein paar erholsame Tage zu verbringen. Gerade hier in Europa ist da von großem Vorteil, dass andere Länder und Kulturen nahe sind, es ist also meist keine weite Reise nötig um ein ganz anderes Umfeld zu erleben.

Ich persönlich finde die damit verbundene Horizonterweiterung als eine der größten Bereicherungen von Urlauben überhaupt. Die persönliche Sichtweise auf unser Leben, unser Miteinander, unsere Kultur, unsere Gewohnheiten usw. kann neue und bereichernde Aspekte erhalten, sobald ich eine andere Umgebung bewusst wahrgenommen habe. Meine eigene - wenn man so will: „Betriebsblindheit“, wird durchbrochen. Vielleicht nimmt man sogar die eine oder andere Verbesserungsidee mit nach Hause.

Wir Verkäufer unterscheiden uns ja jetzt nicht prinzipiell von anderen Berufsgruppen was unsere Urlaubspläne angeht. Auch wir packen also uns, unsere Familien sowie eine oft nicht unerhebliche Menge an Reiseutensilien in Autos, Züge oder Flugzeuge um die Welt zu entdecken. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen aber haben wir auch im Urlaub naturgemäß sehr viel mit unserem eigenen Tätigkeitsfeld – dem Verkaufen – zu tun. Auf der Seite des Kunden freilich, denn ohne Einkaufen oder Shoppen kommt wohl kaum ein Urlaub aus.

Jedem von uns fällt sicher spontan das eine oder andere interessante, überraschende, ärgerliche oder erfreuliche Kauf-Erlebnis aus vergangenen Urlauben ein:

Ob es nun die ersten eigenen „Gehversuche“ auf einem orientalischen Basar mit dem nahezu verpflichtenden Feilschen - welches aber freilich nach bestimmten und ganz eigenen Regeln abzulaufen hat - sind.

Ob es der alte Bauer auf einer abgelegenen griechischen Insel ist, der erst nach einer herzlichen, mit Händen und Füßen geführten und von Unmengen griechischen Kaffee begleiteten stundenlangen Unterhaltung bereit ist, sich ernsthafte Gedanken über einen Besitzerwechsel eines Kilos seiner wertvollen Tomaten zu machen.

Ob es sich um Einkaufserlebnisse in riesigen Shoppingmalls handelt, deren Dimensionen wir uns davor nicht im Traum vorgestellt hätten oder um irgendein anderes Einkaufserlebnis, welches man in dieser Form nicht zu Hause hätte haben können.

All diese Erlebnisse bergen die Chance einer Perspektivenerweiterung, manchmal kann man davon auch für die eigene Tätigkeit als Verkäufer lernen. So staune ich beispielweise immer wieder über die unglaublich große Serviceorientierung im Umgang mit Kunden in Großbritannien oder der USA.

Gerade eben wieder erlebt: Ein Freund hatte seine nagelneue Goretex-Marken-Outdoor-Jacke im Urlaub mit einem für die konkrete Oberfläche eigentlich gar nicht vorgesehenen Imprägniermittel behandelt. Es kam wie es kommen musste – die Imprägnierlösung verursachte scheußliche Flecken, die, inzwischen wieder zurück zu Hause, sämtlichen Behandlungsversuchen hartnäckig widerstanden. Selbst die Putzerei musste sich geschlagen geben. Auf ein E-Mail an den englischen Hersteller der Imprägnierung mit der Bitte um einen Tipp zur Selbsthilfe kam eine prompte Antwort: Man solle doch die Jacke per Post nach England senden. Einige Wochen später kam die Jacke wie neu und mit einem freundlichen Begleitschreiben zurück. Es stellte sich heraus, dass sie in der Zwischenzeit eine wahre Odyssee zurückgelegt hatte und letztlich nur ein britisches Textil-Speziallabor eine zufriedenstellende Lösung erreichen konnte. Abgesehen davon, dass der Hersteller der Imprägnierung sich, wie von einem gelernten Mitteleuropäer fast erwartet, in diesem Fall für nicht zuständig erklären hätte können (schließlich war die Imprägnierung für diese Art der Oberfläche gar nicht gedacht), hatte die ganze Aktion dem Unternehmen natürlich kurzfristig wesentlich mehr gekostet als gebracht. Dennoch, eine derart grandiose Kundenorientierung führt zu einer ganz besonders starken Kundenloyalität, die sich langfristig natürlich wiederrum bezahlt machen kann.

Solche oder ähnliche Erlebnisse meine ich, wenn ich Sie dazu ermutigen will, Erkenntnisse aus ihren Urlaubs-Kundenerlebnissen bewusst „mit nach Hause zu nehmen“. Und abgesehen davon können Sie danach vielleicht auch die eine oder andere kleine oder amüsante Geschichte zum Besten geben, so wie etwa die folgende Begebenheit, die den liebenswürdig-schrulligen Charakter mancher schottischer Inselbewohner widerspiegelt:

Kunde betritt einen kleinen Fleischerladen auf den Orkneys:

„Guten Morgen. Hätten Sie etwas Lammfleisch?“
„Wir haben heute Schweinefleisch, Rindfleisch und Huhn. Lamm haben wir morgen.“
„Morgen? Aha, okay, hmm, na gut also morgen.“
„Allerdings muss ich Ihnen gleich sagen, morgen haben wir geschlossen.“
„???“

Schicken Sie mir Ihr nettestes, amüsantestes, interessantestes oder beeindruckenstes Urlaubs-Einkaufserlebnis per E-Mail an: pokorny@vbc.at.

Die Autoren der besten drei Geschichten erhalten einen VBC-Buchtitel ihrer Wahl (nicht die schriftstellerische Qualität entscheidet, sondern das Erlebnis selbst).

Einen schönen Sommer wünscht

Ihnen

Peter Pokorny